Replika
Warum werden Chatbots verwendet? Was sind ihre Vorteile? Diskutiert in Gruppen!
Bist du schon einmal in Kontakt mit einem Chatbot getreten? Wenn ja, aus welchem Grund?
Welche Probleme oder Gefahren könnten bei Gesprächen mit Chatbots auftreten?
Mögliche weitere Fragen:
Chatbots werden auch bei einsamen Menschen oder Menschen mit psychischen Problemen eingesetzt. Haltest du das für sinnvoll bzw. glaubst du, wird das von den Betroffenen gut angenommen? Welche Probleme könnten entstehen, wenn einsame Menschen häufiger (oder nur) mit Chatbots interagieren?
Bei manchen Gesprächen weiß man nicht genau, ob man mit einem Menschen oder einem Chatbot spricht. Sollten Chatbots deutlich als solche gekennzeichnet werden?
In dieser Phase des Moduls sollen die Schüler*innen sich direkt mit einem Chatbot unterhalten und selbst herausfinden, was Chatbots können und wo ihre Grenzen liegen.
Mitsuku (Spitzname „Kuki“) wäre für diese Übung besonders interessant. Diese Anwendung hat bereits fünf Mal den Loebner-Preis gewonnen und ist dementsprechend gut darin, authentische Antworten zu geben.
Um Kuki nutzen zu können, muss jedoch ein kostenloses Konto erstellt werden, in dem auch die Gesprächsverläufe gespeichert werden. Außerdem ist Kuki leider nur auf Englisch verfügbar und antwortet in anderen Sprachen sehr ausweichend, was dazu führt, dass es keinen Sinn macht, dass die Schüler*innen Tests komplett in anderen Sprachen machen (aber es wäre natürlich spannend, die Schüler*innen auch das versuchen zu lassen).
Wenn es keinen Sinn macht, Accounts für den Unterricht anzulegen oder keine Ressourcen zum Testen mit Mitsuku zur Verfügung stehen, kann alternativ eine Papierübung gemacht werden, in der die Schüler*innen Auszüge aus den Testgesprächen für den Loebner-Preis auswerten. Die Bewertungen der Jury können später eingesehen und die Ergebnisse der Schüler*innen diskutiert werden.
Der Loebner-Preis wird an Programme vergeben, die den Turing-Test bestehen. Es gibt drei Kategorien für diese Auszeichnung: Bronzemedaille: für das Programm, das sich als am "menschlichsten" erweist (wird jährlich verliehen), Silbermedaille: das Programm besteht den schriftlichen Turing-Test und Goldmedaille: das Programm sollte den ganzen Turing-Test bestehen, bei dem auch multimediale Inhalte wie Musik, Sprache, Bilder und Videos verarbeitet werden müssen. Bisher hat noch kein Programm den Turing-Test bestanden. Bisher wurde nur die Bronzemedaille vergeben.
Mit dem Gespräch zwischen den Schüler*innen und Mitsku wird eine sehr vereinfachte Version des Turing-Tests durchgeführt.
Ein Test, der 1950 von Alan Turing entwickelt wurde, um festzustellen, wie gut ein Programm die Sprache eines Menschen nachahmen kann. Beim Turing-Test muss eine Person mehrfach fehlerfrei feststellen können, ob eine Antwort auf eine Frage von einem Computer oder von einem anderen Menschen stammt. Wenn die Person dies nicht kann, hat der Computer den Test "bestanden".
In unserem Fall wissen die Studierenden bereits, dass sie sich mit einem Chatbot unterhalten werden und versuchen aus dieser Perspektive herauszufinden, wie menschlich ein Chatbot antworten kann und treffen erste Vermutungen, wie Chatbots unsere menschliche Sprache „verstehen“ und und Fragen beantworten können.
In dieser Übung seht ihr euch den Chatbot Mitsuku (Spitzname Kuki) genauer an: https://chat. kuki.ai
Stopt dabei die Zeit!
Wie lange dauert es, bis du erkennst, dass dein Gesprächspartner nicht menschlich ist? Woran hast du erkannt, dass es sich um ein Computersystem handelt?
In dieser verkürzten Übung können die Schüler*innen mit Aussagen arbeiten, die Mitsuku im Turing-Test der Jury des Loebner-Preises getätigt hat. Diese Übung kann einfach ausgedruckt und von den Schüler*innen ausgefüllt werden, die Jurybewertung kann abschließend in Form einer PowerPoint-Folie oder ausgedruckt gezeigt werden oder separat an die Tafel geschrieben werden.
Mitsuku von Steve Worswick wirkt wie eine 20-jährige Frau und wurde in einem Wettbewerb dem Turing-Test unterzogen.
Mitsuku wurden 20 Fragen gestellt, einige davon findest du in der Tabelle unten.
Lese die Fragen und die Antworten dazu sorgfältig durch.
Bespreche in Partnerarbeit, wie „menschlich“ die verschiedenen Aussagen deiner Meinung nach sind.
Folgend können für jede Aussage Punkte vergeben werden:
In dieser letzten großen Arbeitsphase versuchen die Schüler*innen nun, mithilfe theoretischer Grundlagen einen Chatbot selbst zu entwerfen. Die Programmierung eines eigentlichen Chatbots als solches ist in diesem Modul nicht vorgesehen, da dies den zeitlichen Rahmen sprengen würde und es hier nur um das Grundverständnis geht, wie man eigentlich einen Chatbot baut.
In diesem Modul werden zwei unterschiedliche Ansätze zur Konstruktion von Chatbots genauer behandelt. Man kann theoretisch beide Teile machen oder, wenn die Zeit knapp ist oder man sich für einen Schwierigkeitsgrad entscheiden muss, eine der beiden Papier-Chatbot-Übungen machen.
Grundsätzlich stehen hier zwei unterschiedliche Konstruktionsmöglichkeiten zur Wahl:
Innerhalb dieser beiden Übungen werden die Schüler*innen erkennen, dass eine Vielzahl an Eventualitäten abgedeckt werden muss, damit ein flüssiges, authentisches Gespräch geführt werden kann.
In dieser Übung entwickeln die Schüler*innen einen auf ein Flussdiagrammen basierenden Chatbot mithilfe von Posterpapier, Stiften und Haftnotizen. Es wäre auch möglich, mit Mindmap-Tools oder Websites wie Canva oder Miro .
Chatbots mit einer Klick-Struktur sind nicht gerade die gesprächigsten Chatbots und sind so vorprogrammiert, dass sie einer vorgegebenen Sequenz folgen, die sehr einfach oder komplex sein kann. Dieser Chatbot arbeitet mit vorgeschriebenem Text auf Schaltflächen. Man hat dabei trotzdem die Möglichkeit, mit den Text- und Anzeigeoptionen kreativ zu werden. Unternehmen verwenden diese Art von Chatbot, weil sie billiger zu erstellen, schneller bereitzustellen sind und dennoch nützlich, unterhaltsam und informativ sein können.
Zu Beginn dieser Übung sollten sich die Schüler*innen Gedanken über den Zweck des Chatbots machen (soll man damit Friseurtermine buchen, nach dem Wetter fragen oder Pizza bestellen können…).
Wenn beim Erstellen des Chatbots mehr Zeit vorhanden sein sollte, kann man auch die Persönlichkeit des Chatbots berücksichtigen. Der Charakter des Chatbots muss dabei nicht hochkomplex sein. Ein authentischer, humorvoller Chatbot kann jedoch das Vertrauen der Nutzer*innen stärken und macht auch mehr Spaß bei der Nutzung des Bots. Ist der Chatbot eine schlagfertige Frau mittleren Alters oder ein kleiner, schüchterner Junge oder ein seriöser, älterer Mann? Denke daran, welches Unternehmen der Chatbot repräsentiert, damit die Essenz des Chatbots zu deiner (erfundenen) Marke passt.
Wenn der Chatbot fertig ist, tausche deine Ideen mit einer anderen Gruppe aus und spielt den Chatbot durch! Macht alles Sinn oder gibt es Probleme?
In dieser Übung entwickeln die Schüler*innen einen Papier-Chatbot, der wie bei klassichen NLP-Modellen auf Schlüsselwörter reagiert und dadurch korrekte Antworten gibt. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Tabelle mit möglichen Eingabe- und Ausgabewörtern und müssen auf die gegebenen Eingaben entsprechend reagieren. Die Schüler*innen werden schnell feststellen, dass ein großes Feld an Möglichkeiten abgedeckt werden muss und dass Ersatzschlüssel ins Spiel kommen müssen, damit ein Gespräch reibungslos ablaufen kann.
Bei Verwendung eines Natural Language Processing (NLP)-Chatbots muss eine Eingabe über eine Tastatur oder über laut gesprochene Wörter stattfinden. Der Bot analysiert die Worte und wandelt sie in Informationen um. Natural Language Processing besteht aus dem Verstehen der menschlichen Sprache, Natural Language Understanding (NLU) und dem Generierung der Sprache, Natural Language Generation (NLG).
Ein Chatbot sieht, welche Buchstaben geschrieben worden sind, hat aber keine Kenntnis von der Bedeutung der Wörter. Die Bedeutung des Satzes "Ich möchte einen Termin vereinbaren" ist uns vollkommen klar, aber für einen Computer ist es nur eine Ansammlung von Buchstaben. Es bedeutet für den Bot genauso viel wie „mis sdaijhw wek“ für dich.
Nehmen wir an, wir haben einen Chatbot, der Termine in einem Friseursalon bucht und storniert. Der Chatbot fragt: "Wie kann ich Ihnen in unserem Friseursalon helfen?" und der Benutzer antwortet „Ich möchte einen Termin buchen.“ Diese Antwort ist also die Eingabe, die der Chatbot erhält. Der Chatbot startet nun einen Schritt-für-Schritt-Prozess (auch Pipeline genannt), um die notwendigen Strukturen zu erkennen, damit das Programm die richtige Antwort geben kann.
Auch Sprachassistenten wie Alexa und Google Assistant funktionieren auf diese Weise. Dort wird zu Beginn eine Spracherkennung durchgeführt. Diese wandelt das Mikrofonsignal in eine Zeichenkette um. Danach wird genauso wie eben beschrieben weitervorgegangen.
Googles Anwendung "Duplex" gelang es 2018 erstmals telefonisch Termine beim Friseur oder in einem Restaurant authentisch zu vereinbaren. Die Stimme von Duplex klingt dabei so überzeugend menschlich, dass viele zu Beginn die Videos dieser Gespräche für eine Fälschung hielten.
Google-Chef Sundar Pichai erklärte daraufhin jedoch, dass diese Aufnahmen echt seien und nur die allerwenigstens Gespräche so perfekt verlaufen. Ein Großteil der Unterhaltungen mit der KI scheitern noch kläglich.
Ein Video zu einem der gelungenen Telefonate befindet sich in den Referenzen.
Unterhalte dich mit einem Papier-Chatbot!
Wie zuvor angeführt, sind viele Schritte erforderlich, die für uns Menschen selbstverständlich sind, damit ein NLP-Bot eine Aussage versteht.
Versuche folgende Aufgaben zu lösen:
In diesem letzten Schritt innerhalb dieses Moduls wird die Sprache als Ganzes noch einmal genauer betrachtet. Durch die Erforschung bestehender Anwendungen, aber auch durch die Entwicklung ihrer eigenen Papier-Chatbots haben die Schüler*innen ein Verständnis dafür entwickelt, wie komplex Sprache sein kann.
Die menschliche Sprache ist sicherlich eine Herausforderung für künstliche Intelligenz. "Mit all seinen Mehrdeutigkeiten, Nuancen und Missverständnissen ist es wahrscheinlich das komplexeste System, das Menschen je entwickelt haben." Deshalb ist es noch niemandem gelungen, eine Maschine zu konstruieren, die einen glaubwürdigen menschlichen Gesprächspartner simuliert.
Aber wie das letzte Bild der Modulpräsentation zeigt, funktioniert das Konstrukt Sprache oft nicht einmal zwischen Menschen. Modelle wie das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun können auch in den Unterricht miteinzogen werden, um zu zeigen, wie komplex Sprache für Menschen sein kann und dass die Erwartungen zwischen Sender und Empfänger oft sehr unterschiedlich sein können.